Dr. Armand Hausmann – Ihr Psychiater in Innsbruck
Die schizoaffektive Störung: Validität und Reliabilität

Vortrag Univ.-Prof. Dr. Armand Hausmann: Die schizoaffektive Störung: Validität und Reliabilität

Publikationen (Erstautor oder Mitautor) von Univ.-Prof. Dr. Armand Hausmann

Seitdem Kraepelin die großen funktio nellen Psychosen in zwei nosologische Kategorien, nämlich dem „cykloiden Irresein“, welche heute als bipolare Störung firmiert, und der „Dementia praecox“, der heutigen Schizo phrenie, aufteilte, ist die Diskussion um die Validität dieser sogenannten Kraepelin‘schen Dichotomie im Gange. Die Kritik gründete sich hauptsächlich auf die Tatsache, dass viele Patienten mit überlappender klinischer Symptomatik nicht in diese Kategorien einordenbar sind. Nicht weniger kontroversiell ist die Diskussion um das Vorhandensein einer dritten großen funktionellen Psychose, welche dann in der Diagnose schizoaffektive Diagnose gipfelte, verlaufen. Die schizoaffek tive Störung (SAS) scheint eine nicht valide Diagnose zu sein, da die symptomatische Überlappung zwischen Schizophre nie und bipolarer Störung derart groß ist, dass es kaum einen Platz für eine dritte große funktionelle Psychose gibt. Daher ist die SAS auch mit einer sehr geringen Interrater-Reliabilität versehen. Zusätzlich gibt es keine Stabilität dieser Diagnose über die Zeit. Für jene Patienten, welche auch in Zukunft nicht einwandfrei zuordenbar sind, will die Task Force des DSM V sich in Richtung Erweiterung der Diagnose Schizophrenie auf affektive Symptome, depressiv oder manisch, bewegen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, für die diag nostisch nicht ganz zuordenbaren Patienten zusätzliche dimensionale diagnostischeKriterien zu erarbeiten, um diese Patientengruppe besser charakterisieren zu können. Auch in diesem Fall wäre die Diagnose SAS obsolet. Egal zu wel chem Vorgehen man sich entschließen wird; auch die zu künftigen operationalisierten Diagnosekriterien werden mangels wissenschaftlicher Evidenz arbiträre Kriterien ent halten, welche mehr die Kompromisse zwischen unter schiedlichen Interessensvertretungen darstellen als wissenschaftlicher Evidenz entspringen.

Autoren: Armand Hausmann

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